Umstellung auf „All-IP“ Anschluss durchgeführt

Übersicht

Wie ich bereits im früheren Artikel Umstellung des Telekom-Anschlusses auf “All-IP” beschrieben habe, wurde unser Anschluss nun auf All-IP (DSL Annex J mit Telefonie über Telekom-SIP) umgestellt. Hier ein paar Eindrücke.

Zuerstmal Status und Kurzzusammenfassung: Internet und ausgehende Telefonie standen sofort nach der Umstellung zur Verfügung, eingehende Telefonie mit ca. 4 Stunden Verzögerung. Faxempfang- und -versand sind noch nicht getestet worden, das Fax hat aber jedenfalls ein Freizeichen und erhält eingehende Anrufe wie in der Fritz!Box konfiguriert. Die DSL-Geschwindigkeit hat sich verändert: Download ist langsamer und Upload ist schneller geworden. IPv6 funktioniert nativ, ob mit dynamischer Präfix-Zuteilung ist allerdings noch nicht geklärt.

Ablauf der Umstellung

  • Die Umstellung war für Nachmittag 16:00 Uhr als „Zieltermin“ angekündigt worde, tatsächlich erfolgt um 15:51 Uhr eine Neuverbindung. Fairerhalber habe ich ab 17:00 Uhr angefangen, zu testen, und ab da funktionierte DSL ohne Splitter völlig problemlos (Interessanterweise funktionierte zu diesem Zeitpunkt Internet auch mit noch eingebautem Splitter). Ein Neustart der Fritz!Box war zwar scheinbar nicht erforderlich, ich habe aber sicherheitshalber trotzdem einen durchgeführt.
  • Die von mir wie im früheren Artikel beschrieben in der Fritz!Box vorbereiteten „eigenen Telefonnummern“ konnten wie geplant ohne Angabe expliziter Zugangsinformationen von der Fritz!Box beim Anbieter registriert werden. Der entsprechende Hinweis auf Aktivierung von „MyLogin“ in der Benutzeroberfläche der Fritz!Box ist also scheinbar richtig.
  • Ausgehende Telefongespräche mit den IP-Telefonen funktionierten sofort.
  • Eingehende Gespräche funktionierten erst am Abend desselben Tages ab ca. 20:30 Uhr. Auf Nachfrage bei der Technik-Hotline wurde mir das als „normal“ beschrieben, da das System die durch die Umstellung enstehenden „Bauaufträge“ nur schrittweise abarbeiten und somit die Telefonnummern erst mit Verzögerung auf den neuen Anschluss portiert werden. Ob, wie in manchen Foren beschrieben, es die Sache beschleunigt hat, dass ich während des Wartens einen ausgehenden Anruf mit einer Länge von über 5 Sekunden tätigte, kann ich mangels Vergleich nicht beurteilen.
  • Der Anschluss des analogen Faxgerätes via Port LINE an den Port FON1 der Fritz!Box 7360 funktionierte ab da ebenfalls, und zwar mit einem Kabel vom Typ „6P2C“, RJ11-Stecker auf RJ11-Stecker, a/b auf 3. und 4. Pin (also „die mittleren beiden Pins“, und zwar nicht gekreuzt). Hinweis: Ich habe Fax noch nicht testen können, ich sehe nur, dass es wie die anderen Telefoniegeräte ein- und ausgehende Verbindungen aufbauen kann.

Verbindungsgeschwindingkeiten

Interessant ist die Veränderung der Geschwindigkeiten: Der Upload hat sich von ca. 1000 auf ca. 2000 Kbit/s verdoppelt, der Download ist von ca. 15000 auf ca. 12000 Kbit/s gesunken. Hier zwei Screenshots von zwei Speedtests, die ich nachts durchgeführt habe:

Computerbild-Speedtest-2015021103 Telekom-Speedtest-2015021101

Hier der DSL-Status aus der Fritz!Box:

FritzBox-DSL-Status-2015021101

IPv6

Natives IPv6 steht zur Verfügung und funktioniert prinzipiell, ich konnte ICMP und TCP darüber ausführen.

Ich werde das IPv6 der Telekom spearat ausführlich testen.

Mich interessiert vor allem, ob das Präfix dynamisch oder statisch zugeteilt wird.

Die Weboberfäche

Ich habe mich in den vergangenen Wochen mehrmals eingehender mit der Weboberfläche auseinandergesetzt, weil dort im Rahmen der Umstellung mehrere Einstellungen zu treffen sind, von denen ich den Zusatzdienst „MyLogin“ ja bereits erwähnt habe.

Tatsächlich handelt es sich um eine ganze Anzahl von separaten Web-Anwendungen mit Namen „Kundencenter“, „Telefoniecenter“, „Mediencenter“, „Mailcenter“ und „Business-Center“. Irgendjemand bei der Telekom findet es wohl lustig, allem in dieser doch sehr dezentralen Anwendungslandschaft einen Namen zu geben, in dem das englische Wort „Center“ vorkommt. 🙂

Im „Telefoniecenter“ (erreichbar aus dem Kundencenter via „Anschluss & Tarif“, „Telefonieeinstellungen“) habe ich direkt nach der Umstellung folgende Einstellungen getroffen:

  • Die Option „Anrufweiterleitung“ habe ich deaktiviert (war beim ersten Aufruf aktiviert, worauf da weitergeleitet wurde, ist mir allerdings nicht klar geworden).
  • Die Option „Offline-Weiterleitung“ habe ich aktiviert und auf „SprachBox“ gesetzt.

Im „Kundencenter“ ist, mit Verlaub gesagt, Folgendes ziemlich nervig:

  • Der Auftragsstatus ist weder konsistent noch kohärent abgebildet: Erstens funktioniert das Abrufen des Auftragsstatusses nur im MS Internet Explorer. Zweitens taucht unser Tarif-Umstellungsauftrag (von Call & Surf Comfort ISDN auf Universal All-Net) mehrmals auf. Drittens wird die Aktivierung von „MyLogin“ (seit Wochen) als „In Bearbeitung“ angezeigt, obwohl ich das postalische Bestätigungsschreiben bereits erhalten habe und der Dienst ja auch funktioniert.
  • Als Anschluss und Tarif wird weiterhin „Call & Surf Comfort/Universal (ISDN)“ genannt, was zwar konsistent mit dem Auftragsstatus „In Bearbeitung“ für den Tarifwechsel ist, andereseits aber nicht mit dem Zieltermin und der effektiv erfolgten Umstellung des Anschlusses übereinstimmt. Weiterhin werden mir diverse Flatrate-Optionen als Zusätze zu meinem Tarif angeboten, die in „All-Net“ eigentlich schon enthalten sind. Jedenfalls werde ich nicht unkontrolliert anfangen, in irgendwelche Mobilfunknetze zu telefonieren, bis wir die Umstellung auf den „All-Net“ Tarif schriftlich bestätigt bekommen haben.
  • Das direkte Einsehen von Rechnungen im Kundencenter ist nicht möglich, wenn man (wie ich) das Setzen von Cookies durch Fremdanbieter nicht zulässt. Wozu das für das Ausgeben einer Rechnung erforderlich sein soll, weiss ich nicht, und ich werde es auch nicht aktivieren – schon gar nicht bei der Webseite eines ISPs, an der ich als Kunde angemeldet bin, und auf der ich meine aktuelle Rechnung einsehe!
  • Warum braucht man eigentlich für jeden Aspekt ein eigenes „Center“, das heisst, mindestens Telefonie und Anschluss allgemein separat, Email nochmal separat und das Business-Gedöhns nochmal separat? Wir sind ein Kunde, die Telekom ist ein Anbieter, wieso also fünf verschiedene Weboberflächen?

Fazit

Pro:

  • Telekom: SIP ist Okay (sehr flexibel).
  • Telekom: Der größere Upload ist Okay.
  • AVM: Alle TK-Funktionen sind übersichtlich in der Fritz!Box einseh- und konfigurierbar.

Contra:

  • Telekom: Der kleinere Download ist nicht Okay (in den USA zählen solche Geschwindigkeiten jedenfalls nach aktueller Definition der FCC nicht mehr zu den „Breitband-Anbindungen“)
  • Telekom: IPv6 ist vermutlich nur begrenzt sinnvoll (falls tatsächlich mit dynamischer Vergabe, die nicht deaktiviert werden kann).
  • Telekom: Das Kundencenter ist gruselig.
  • AVM: Bei TK mit der Fritz!Box stösst man schnell an Grenzen (Beispiele: Vermitteln zwischen IP-Telefonen nicht oder nur eingeschränkt möglich, Netz-ABW erlaubt kein Mithören, Tonqualität der eigenen ABW-Ansage leidet unter schlecht realisierter Bitreduktion). Eine kommerzielle Mehrbenutzerumgebung würde ich damit nicht betreiben wollen, nicht ohne einfaches und zuverlässiges Vermitteln zwischen allen Telefoniegeräten.

Ich möchte das Ganze darum nicht ohne Einschränkung weiterempfehlen; wer mit seinem ISDN zufrieden ist, verpasst nicht viel.